Die Entstehungsgeschichte der Schilfdachkapelle

Die Schilfdachkapelle im Rohbau, kurz vor dem Richtfest

In den Wirren der Nachkriegszeit und der turbulenten politischen Veränderungen erwachte eine bemerkenswerte Vision im Herzen von Groß Glienicke. Die Geschichte der Schilfdachkapelle, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, ist eine Geschichte des Zusammenhalts, des Glaubens und der Beharrlichkeit.

Im September 1928 lag das ehemalige Ritterfeld des verstorbenen Gutsbesitzers Otto von Wollank brach und wartete darauf, eine neue Bestimmung zu finden. Diese kam im September 1945, als die Siedlung "Wochenend West" durch einen Gebietstausch zur britischen Besatzungszone wurde. Doch es sollte noch einige Jahre dauern, bis die Idee einer eigenen Kapelle Gestalt annahm.

Im April 1947 trat Pfarrer Wilhelm Stintzing sein Amt in Groß Glienicke an und brachte eine kühne Vision mit sich: die Errichtung einer eigenen Kirche für die wachsende Gemeinde in "Wochenend West". Bis dato hatte die katholische Gemeinde einen umgebauten Hühnerstall als Gottesdienstraum genutzt. Stintzings Idee stieß zunächst auf Widerstand, aber seine Begeisterung und Entschlossenheit vermochten sogar die Skeptiker zu überzeugen.

Die Realisierung dieser Vision war ein Gemeinschaftsprojekt. Unterstützt von der Firma Eisenblätter aus Kladow und dem neu gegründeten Kapellenhilfsverein begannen im Mai 1951 die Bauarbeiten unter der Leitung von Max Tarrach. Mit Hilfe von Bausteinen von zerstörten Gebäuden und kostenlosem Karbidschlamm für das Mauerwerk nahm die Kapelle langsam Gestalt an.

Doch der Weg war nicht leicht. Max Tarrachs Arbeitsweg verlängerte sich erheblich, und die Beschaffung von Baumaterialien, insbesondere Holz, stellte eine große Herausforderung dar. Dennoch wurde im April 1952 das Richtfest gefeiert, und Hans Möller aus Ribnitz begann mit der Reetdachdeckung.

Ein Höhepunkt war die feierliche Einweihung am 26. April 1953 durch Bischof Dibelius und Pfarrer Stintzing. Die Kapelle erfüllte nun ihren Zweck als Ort des Gebets und der Gemeinschaft. Eine Orgel der renommierten Firma Schuke verstärkte den feierlichen Klang, während eine Glocke aus Lauchhammer das erste Glockenläuten über den See erklingen ließ.

Die Jahre brachten jedoch auch Herausforderungen mit sich. Der Turm erwies sich als instabil und musste umgebaut werden, und nach dem Bau der Mauer wurde die Kirche vom Kirchenkreis Spandau betreut.

Doch trotz der Widrigkeiten blieb die Schilfdachkapelle ein Ort der Hoffnung und des Glaubens für die Gemeinde. Die Kunstwerke von Rudolf Weber und Rudi H. Wagner sowie die schmiedeeisernen Leuchter von Fritz Kühn trugen zur Schönheit und Spiritualität des Raumes bei.

Die Schilfdachkapelle steht als Symbol für den Mut und die Entschlossenheit einer Gemeinschaft, die es verstand, Hindernisse zu überwinden und einen Ort der Hoffnung und des Glaubens zu schaffen, der auch über die Grenzen hinaus strahlt.

Der 15-minütige Dokumentarfilm von Anja Simon beleuchtet die bemerkenswerte Geschichte von Christa DUHA (geb. Bartel), die sich im Advent 1963 ereignete. Als junge Frau reagierte Christa auf die Weihnachtslieder, die von der Westseite der deutsch-deutschen Grenze, konkret von Kladow aus, zu ihr hinüberdrangen, indem sie das Lied "Macht auf die Tür, die Tor macht weit" sang. Diese spontane Aktion führte jedoch unmittelbar zu ihrer Verhaftung. Doch damit wurde der Grundstein für eine außergewöhnliche Tradition gelegt: das weihnachtliche Ufersingen über die Grenzen hinweg.

Die Tradition des Ufersingens gewann nach der Wende an Bedeutung und am 9. November 2019, dem 30. Jahrestag der Maueröffnung, fand das erste gemeinsame Singen statt.

Weiterlesen Der besondere Dokumentarfilm

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